Frau Arp

Zutiefst dankbar

Wir sind vor dreizehn Jahren über Nacht Eltern geworden. So geht das, wenn man ein Kind adoptiert. Wir haben uns bewusst für ein Kind entschieden, das zu uns kommt.  

Wir haben gesagt, wir nehmen an, was sich uns zeigt. Wenn das Bauchgefühl “ja” sagt, ist es die richtige Entscheidung.

Wir haben “ja” gesagt zu unserem Sohn.

Wir haben “ja” gesagt zu einem Kind mit Behinderungen, weil leibliche Eltern auch nicht die Wahl haben. 

Wir stehen zu dieser fantastischen Entscheidung, weil es für uns der richtige Weg ist!

Heute bin ich dankbar!

Ich bin

  • dankbar für unsere Familie,
  • dankbar für das erste Lachen und den letzten Wutanfall,
  • dankbar für jeden Regenwurm, der uns erdet und über den du dich freust,
  • dankbar, dass wir dich dreizehn Jahre lang entgegen allen Empfehlungen bei uns haben schlafen lassen und du es jetzt schaffst, allein zu schlafen,
  • dankbar, dass du Vertrauen in uns hast,
  • dankbar, dass wir FASD, Tourette, Trauma und alle anderen Besonderheiten als Superkräfte erkannt haben,
  • dankbar, dass wir zusammen lachen,
  • dankbar, dass wir zusammen Abenteuer erleben,
  • dankbar, dass du in die Schule gehst,
  • dankbar, dass du gelernt hast, dir die Schuhe zuzubinden. Nach dreizehn Jahren kam es am richtigen Tag von ganz allein,
  • dankbar, dass du dir Dinge wünschst und dafür alle Hindernisse überwindest,
  • dankbar, dass du lesen kannst,
  • dankbar, dafür dass du dir nur durch Computerspiele selbst Englisch beigebracht hast, und zwar gut,
  • dankbar dafür, dass du dich mit uns streitest und wegläufst, aber immer wiederkommst,
  • dankbar für all die Menschen, die uns helfen,
  • dankbar dafür, dass wir uns für deine Leidenschaften engagieren – Herbert hat einen Angelschein gemacht,
  • dankbar fürs Kuscheln im Bett,
  • dankbar, wenn du sagst “Mama, sei still, ich muss nachdenken”,
  • dankbar, dass du von deinen Superkräften weißt und diese genau benennen kannst,
  • dankbar für uns, denn ohne Herbert und unsere Familien und Freunde wäre dieser Weg ein anderer geworden.

Wann wart ihr das letzte Mal dankbar?

Mir reicht ein heißer Kaffee, und ich bin für den Moment zutiefst dankbar.

   
Kirche, FASD, Autismus ADHS, Familie