Wir gehen normaler Weise nicht ins Museum, warum, weil uns immer Tourette, Autismus, ADHS, FASD und eine gestörte Impuls Kontrolle begleitet. Das ist Fiete, unser Sohn er hat Superkräfte und bringt uns zum Lachen und Weinen. Fordert uns heraus und zeigt uns wie seine Welt aussieht.

Begleitet uns heute ins Panzermuseum, weil Herbert das so gerne mal sehen möchte. Seit 20 Jahren fahren wir auf dem Weg zu Oma und Opa immer wieder an dem Schild vorbei, dass zum Museum weist. Ihr wisst schon auf der A7 von Hamburg nach Hannover. Panzermuseum wir kommen.

Am Eingang zahlen wir weniger, wir haben diesen Superheldenausweis, der uns den Eintritt vergünstigt. Ich bin gespannt, freue mich auf ein neues Abendteuer und bin auch nervös. Zum Glück haben wir Corona und alle tragen Masken, da wird man nicht so gut verstanden.

Erster Panzer und Fiete schreit “heil Hitler die Nazis kommen“
Oh man, ich wusste der Tag wird besonders. Da hilft es nicht zu sagen, benimmt dich und reiß dich zusammen. Das versteht das Superkräfte Tourette nicht, die gestörte Impulskontrolle schiebt noch ein „fick dich“ hinterher.

Fiete ist aufgeregt und wir, wir sind die Herren der Lage, soweit es eben geht. Unsere Nackenhaare sträuben sich und wir schwanken zwischen „Oh hat uns einer gehört?“ und klasse unser Sohn ist in seinem Element und darf seine Superkräfte auch an diesem Ort nutzen.

Man darf wie immer nichts anfassen und schon gar nicht reingehen, für unsern Helden der Geschichte ein klarer Minuspunkt. Was soll das denn?

Deutschland, Deutschland schreit das Kind, wir kommen – ein Panzer nach dem nächsten, wir werden immer schneller. Herbert und ich sind bemüht gelassen. Wir sind froh, dass wir endlich im Urlaub auch mal was ansehen und Fiete daran spaß hat, aber wir sind auch wachsam und müssen das Außen im Blick haben.

Denn nicht viele Menschen verstehen unsere Welt. In unsere Welt steht Fiete im Mittelpunkt, er hat diese vielen Superkräfte, er liebt Worte die andere nicht sagen dürfen, schon gar nicht in der Öffentlichkeit, er ist laut und schnell und besonders, aber man sieht es im nicht an.

Das macht geistige Behinderungen so schwer zu verstehen. Von außen ein Junge in der Pubertät und von innen mal 7 Jahre und mal 18 Jahre alt. Im Verhalten, gerne beides auf einmal und ständig wechselnd in jedem Moment.

Ja, mein Kind darf mich in der Öffentlichkeit Fotze nennen, dann weiß ich für ihn war das zu viel und er braucht dringen seine gewohnte Umgebung, in der er sich auskennt und sicher fühlt. Finde ich das gut – NEIN, kann ich es ändern – NEIN, aber ich kann achtsam mit unseren Aktivitäten umgehen und versuchen immer alles im Blick zu behalten. Das bedeutet ich schätz ab, was war vor der Situation, was ist jetzt und was passiert gleich. Kann ich das, nein definitiv nicht. Ich kann nur mein bestes Versuchen und jeden Moment genießen. Wir unsere Umwelt uns je verstehen – ich denke nicht. Wenn ihr uns seht, dann freut euch, dass wir da sind. Verurteilt nicht und legt euch mit uns auf den Boden im Einkaufszentrum, weil das gerade notwendig ist.

Ja, mein Sohn nimmt Hitler mit ins Panzermuseum und wir brauchen nur 23 Minuten und wir lesen keine Tafeln oder befassen uns mit etwas länger als 1 Minute, außer es trifft sein Interesse. Dann gehen wir 2 Stunden Angeln oder über den Friedhof. Das sind wir, eine ganz normale Heldenfamilie.